Die Schweizerische Südostbahn AG (SOB) eröffnet das Ausschreibungsverfahren für die Beschaffung neuen Rollmaterials: Sechs Fahrzeuge für den Voralpen-Express und fünf Fahrzeuge für den Regionalverkehr will die SOB bis 2019 beschaffen.
Voralpen-Express unterwegs von St. Gallen nach Luzern in Uznach
Foto: Marcel Manhart
Seit dem Fahrplanwechsel 2013 betreibt die SOB den aufgefrischten und modernisierten Voralpen-Express (VAE) zwischen St. Gallen und Luzern mit geänderten Kompositionen. Das Erfolgsprodukt VAE soll ab Fahrplanwechsel 2018/19 mit einer neuen Fahrzeuggeneration weitergeführt werden. Seit Bund und Kantone 2014 grünes Licht für die Rollmaterialneubeschaffung gegeben haben, laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Erwartungen und Anforderungen an die neue Fahrzeuggeneration wurden zusammengetragen gesichtet und priorisiert.
Einbezug der Reisenden
Die Meinungen und Wünsche der VAE-Reisenden holte die SOB in der ersten Jahreshälfte mit einer Online-Umfrage zur Innenausstattung allgemein, zu Verpflegungsmöglichkeiten etc. ein und erstellte das Anforderungsprofil. Zurzeit können die Reisenden ausserdem in zwei VAE-Musterwagen Probe sitzen und Musterstühle bewerten. Auch die Erkenntnisse dieser Umfrage sollen in die Beschaffung der neuen Bestuhlung einfliessen. Mit einer hochwertigen Fahrzeuggeneration sollen die Reisenden die Strecke zwischen St. Gallen und Luzern zurücklegen können, so das Ziel der SOB.
Befruchtender Austausch mit BLS
Seit einigen Jahren arbeiten die BLS und die SOB in vielen Bereichen zusammen. Dies ist auch der Fall bei der Entwicklung der Fahrzeugkonzepte, denn beide Unternehmen müssen in den kommenden Jahren neues Rollmaterial beschaffen. Die SOB benötigt ihre neuen Fahrzeuge bis 2019, die BLS hingegen erst bis 2025.
SOB und BLS haben in der Folge Synergien genutzt und den Anforderungskatalog für die neuen Fahrzeuge, die innovative Neuerungen zu etlichen Aspekten wie beispielsweise Energieeffizienz, optimierte Fahrwerkslösungen zur nachhaltigen Schonung der Gleise, vernetzte Leit- und Steuerungssysteme oder Instandhaltung aufweisen müssen, gemeinsam erarbeitet.
Auch wenn die beiden Beschaffungsprojekte eng aufeinander abgestimmt sind, wählen beide Bahnen nun unterschiedliche Ausschreibungsverfahren. Die SOB entschied sich aus Zeitgründen im Gegensatz zur BLS, die eine Präqualifikation favorisiert, für ein einstufiges Verfahren (sog. offenes Verfahren). Die internationale Ausschreibung für die neue SOB-Flotte ist eröffnet.
Auszüge aus der Ausschreibung:
… im Vergleich zur aktuellen SOB-Fahrzeugflotte innovative Neuerungen aufzuweisen, insbesondere:
- hochwertiges und markentypisches Interior- und Exterior-Design
- optimierte Fahrwerkslösungen zur nachhaltigen Minimierung des Rad- und Schienen-Verschleisses,
- auf absolute Energieeffizienz ausgelegte Antriebs- und Hilfsenergiesysteme,
- Nutzung der Vernetzung der verschiedenen Leittechnik- und Steuerungssysteme zur Vereinfachung der Bedienung und Instandhaltung der Fahrzeuge,
- auf die Methoden der „Zustandsorientierten Instandhaltung“ sowie der „modularen Revision“ ausgerichtete Konzeption / Auslegung der verschiedenen Fahrzeug- Komponenten und –Systeme zur gesicherten Erreichung hoher Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit,
- hohes Entwicklungspotential, Robustheit und Bewährung im Eisenbahnbetrieb.
Die neue Rollmaterialflotte wird aus zwei oder drei verschiedenen Triebfahrzeugtypen bestehen:
- Fahrzeugtyp 1 (Zug mit einer Länge von ca. 150 m) als Interregio-Zugseinheit sowie Fahrzeugtyp 2 (Zug mit einer Länge von ca. 75 m) als kompatible Verstärkungseinheit bzw. als S-Bahn-Einheit (zusammen sog. Hauptangebot bzw. Haupt-Serie)
- sowie eventuell ein vom Fahrzeugtyp 1 abgeleiteter, mittellanger Fahrzeugtyp 3 (Zug mit einer Länge von min. 100 m und max. 120 m) für erweiterten Regional-Verkehr (sog. Nebenangebot bzw. Neben-Serie).
Die Passagierbereiche sollen sich gegenüber dem heutigen SOB-Standard abheben:
- hoher Niederfluranteil mit ausreichendem Platz für einen optimalen Fahrgastwechsel,
- genügend Platz für Kinderwagen, Velo, Ski, Gepäck etc.
- bestmöglicher Komfort für den 1.Klasse-Passagier,
- Entwicklung des Bistro-Bereichs als „Wohlfühloase“.
Die Schweizerische Südostbahn AG erwartet als Hauptangebot (Haupt-Serie) eine Offerte für:
- 6 Fahrzeuge des Fahrzeugtyps 1 (Länge ca. 150 m) und
- 5 Fahrzeuge des Fahrzeugtyps 2 (Länge ca. 75 m)
… als Nebenangebot (Neben-Serie) eine Offerte für:
- 6 Fahrzeuge des Fahrzeugtyps 3 (Länge von min. 100 m und max. 120 m), abgeleitet als «Downsizing» des Fahrzeugtyps 1
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